Natürlich, die „Lili Marleen“ in der von Norbert Schultze, dem Gottbegnadeten, komponierten Fassung, gesungen von Liese-Lotte Bunnenberg alias Lale Andersen, ausgestrahlt vom deutschen Besatzungssender Belgrad ab 1941, die ist bekannt. Vielleicht auch noch „Einmal noch nach Bombay“, gesungen von Hans Albers 1954 in einer veränderten Filmversion, aber sonst? Die Rede ist von Hans Leip, dem 1893 in Hamburg geborenen Schriftsteller und Maler, der die Lili Marleen 1915 gedichtet hatte und die erweitert 1937 im Buch Die kleine Hafenorgel mit weiteren, vor allem Seemannsgedichten veröffentlicht wurde. Richard Germer, der bekannte Hamburger Volkssänger hatte einst einige Gedichte dieser Hafenorgel vertont. Nun hat Johannes Kirchberg den beinahe vergessenen Dichter und auch die Hafenorgel für sich entdeckt und neu vertont. Liebe, Freundschaft, Heimweh, Fernweh, Seefahrerromantik, Mädels in der Bar und die Versuchung, aber dazu auch Besinnliches wie ein Herbstlied und das Lied an die Töchter. Und natürlich auch die „Lili Marleen“, sogar in zwei Versionen. Frisch und modern, Kirchberg am Flügel, dazu Violine und Klarinette – eine gelungene, zeitgemäße Auffrischung und Erweckung Jahrzehnte alter Texte.
Rainer Katlewski
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