Lankum machen es einem nicht leicht mit ihrer Musik. Zwar gibt es traditionelle irische Lieder, in traditioneller Instrumentation mit Geige, Gitarre und Konzertina, aber sie spielen diese Musik dann doch recht untraditionell. Auf dem Cover des Albums gibt sich die Band, als würde sie für ein Rockalbum posieren, und drumherum schweben Engel und mythische oder christliche Gestalten. In den Liner Notes wird ausgiebig auf die traditionellen Wurzeln der Songs verwiesen, wie lange und in welchen Abwandlungen ihre Melodien und Texte immer wieder verwendet wurden. Klanglich sind Lankum modern, sie benutzen schräge Harmonien, ziehen die Melodien in die Länge oder zerbröseln sie in ihre Einzelteile. Durch diese Methode der Verzerrung erneuern Lankum ihr Material und geben ihren Songs eine erfrischende und auch beunruhigende Aura.
Michael Freerix
Einen Artikel zu Lankum findet ihr hier:
Eben gehört. Ich habe nicht auf die Texte geachtet, und dennoch das Gefühl als wurden mir große Epen erzählt – _musikalische_ Geschichten. Die Tracks nehmen sich viel Zeit und steigern sich dabei oft stetig, wie filmische Spannungsbögen, entfalteten einen magnetischen Sog, treiben eine jähe Klippe hinauf an deren Kante man am Ende taumelt, kurz davor zu stürzen. Der ein oder andere Track hat mich wirklich mit Gänsehaut schaudern lassen, „Beunruhigend“ kann ich auf jeden Fall unterstreichen. Auf dem 2019er Album The Livelong Day langweilt der ein oder andere Track noch mit vielen Wiederholungen, aber hier auf False Lankum gibt es diesen ständigen Fortentwicklungstrieb und eine Experimentierfreude die Tracks bis zu schaurigen, chaotischen Fieberträumen oder bitterbösen, oder tragischen Enden hin aufzulösen. Lankum hatte Spaß am Forschen, und ich bin gerne auf diese Entdeckungsreise gefolgt. Ich war bewegt und beeindruckt nach dem Album und diesen Erzählungen, wie nach dem Ende eines guten Buches.