Nabil Ayouch

Alle lieben Touda (Immergutefilme) Marokko, 2024; 102:00

27. Mai 2025

Lesezeit: 2 Minute(n)

Alle lieben Touda beginnt ohne Vorwarnung gleich mit der alltäglichen Realität einer Gewalterfahrung, die den banalen Abstieg ins Grauen nach einer ausgelassenen Party zeigt. Der vielschichtige Film erzählt die Geschichte einer mutigen Frau in Marokko, die gegen männliche Machtstrukturen und gesellschaftliche Verbote ankämpft. Touda tritt als „Sheikha“ – als traditionelle marokkanische Sängerin – in den Bars der Provinz auf und träumt davon, eine anerkannte Künstlerin in Casablanca zu werden.

Regisseur Nabil Ayouch gelingt eine emotionale und gesellschaftskritische Erzählung, die die Tradition der marokkanischen Musik in Form der vokalpoetischen Aïta mit dem Kampf einer modernen Frau um Emanzipation verbindet. Für Touda bedeutet Aïta Mut, Leidenschaft und Widerstandskraft. Das Musikdrama zeigt die Ambivalenz der weiblichen Sheikhas: bewundert und verehrt, aber gleichzeitig verachtet und stigmatisiert. Diese Zwiespältigkeit macht den Film zu einem wichtigen Beitrag in der Diskussion über Frauenrechte und kulturelle Identität in Marokko.

Nisrin Erradi als Touda ist sowohl emotional tiefgründig als auch authentisch. Die Kameraarbeit von Virginie Surdej und Adil Ayoub betont die Kontraste zwischen Schönheit und Hässlichkeit, Hoffnung und Verzweiflung. Die Musik, komponiert von Flemming Nordkrog, fungiert als erzählerisches Element und schafft einen musikalischen Kontrapunkt zu den Gesangsszenen. Die Einbindung traditioneller und moderner Klänge unterstreicht die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Der Film ist nicht nur eine persönliche Geschichte, sondern auch ein gesellschaftliches Statement, indem er die Emanzipation der Frauen, den Widerstand gegen patriarchale Strukturen und die gesellschaftliche Spaltung in Marokko thematisiert. Sein Ende, das in fast achtzehn Minuten kontinuierlich Toudas innere Reise in einer einzigen Einstellung eindrucksvoll einfängt, ist ein technisches und dramaturgisches Meisterwerk. Ambivalent öffnet sich der Raum für Interpretationen, um die Desillusionierung und Hoffnungen der Protagonistin zu spiegeln.

Der Film startet am 29. Mai 2025 in deutschen Kinos.

Christoph Schumacher

www.immergutefilme.de

Nabil Ayouch

Alle lieben Touda (Immergutefilme)

Marokko, 2024; 102:00

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