folker-Mitarbeiter
Legendär sind seine folker-Artikel aufgrund ihrer plastischen und federballleichten Sprache – von daher bräuchte es gar nicht mehr als einen Martin Wimmer. Trotzdem trägt sein neuer Gedichtband den Titel: Je mehr ma san umso legendär. Und ja, jetzt wird es klar: Martin Wimmer ist/sind viele: Der Songschreiber (über hundert Songtexte), der Weltengagierte, der Dylan- und Singer/Songwriter-Affine, der Fühlende, der Innbayer. Dass Martin Wimmer in seiner ostoberbayerischen Muttersprache – er kommt aus Mühldorf am Inn – schreibt, macht die Gedichte noch unmittelbarer. Ja, der heimatnahe Kosmopolit rückt mit seinen persönlichen Gefühlen allen, die die Sprache verstehen, sehr nahe. Auf den zweiten Blick, besser noch: Beim zweiten, lauten Vorlesen taucht neben den persönlichen Gefühlen eine zweite, gesellschaftliche oder globale Ebene auf – oder umgekehrt. Der von vielen als hölzern empfundene Dialekt nimmt bei Wimmer eine filigrane Form mit vielen Bedeutungsebenen an. Und bringt andererseits Spaß am Lesen und Vortragen – vielleicht auch am Vertonen? Wer halbwegs musikalisch ist, möchte viele der Texte am liebsten mitsingen. Nicht nur, weil einige Gedichte von bekannten Songs inspiriert wurden, nicht nur, weil sie in sich einen schwebenden, schwimmenden oder hüpfenden Rhythmus tragen. Auch deshalb, weil sie ein poetisch-musikalischer Spiegel der Lesenden sind, die immer schon Lieder über sich selbst singen wollten, sich diese aber nie anzustimmen trauten.
Ulrike Zöller
Martin Wimmer:
Je mehr ma san, umso legendär : das dritte Willi-Ehms-Liederbuch / #NeueBayrischeLyrik von Martin Wimmer. – 2., korr. Aufl. – Berlin : Eigenverl., 2025. – 92 S.
ISBN 978-3-8290-2475-7 – 24,99 EUR
Bezug: martinwimmer.org
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