Wahrliches Seelenfutter für diese allzu speziellen Zeiten ist dieser Piano-Duo-Konzertmitschnitt der beiden Diaspora-Kubaner, der allerdings schon vor Corona & Co. 2019 in Bonn entstand. Der so umtriebig kreative wie spirituelle Sosa kollaboriert mit aller Welt und bringt jährlich meist gleich mehrere Alben heraus. Insofern fast erstaunlich, dass der seit langem in Barcelona Lebende erst relativ spät (2017 auf Pachecos Album Duets) erstmals gemeinsame Sache machte mit der wie er aus Havanna stammenden, aktuell in Dortmund lebenden Kollegin. Der achtzehn Jahre jüngeren Pianistin bescheinigt er einen „wunderschönen orchestralen Stil“ (Booklettext). Pacheco wiederum erinnert sich mit Wonne daran, mit achtzehn eine DVD-Aufnahme Sosas Tag für Tag in sich aufgesogen zu haben. Insofern werden wir hier Zeuge eines sehr beseelten und respektvollen, einander befruchtenden und anregenden Dialogs, bei dem bisweilen gar nicht klar ist, wer da gerade welche Register zieht. Jeweils drei Eigenkompositionen liegen einem spiel- und improvisationsfreudig ausufernden, von Sosa hier und da mit Samples und Effekten versehenen Miteinander zugrunde. Das gipfelt in einer sehr launig-eigenwilligen, synkopierten Lektüre des Kuba-Klassikers „El Manisero“.
Katrin Wilke
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