„Klein Neapel“ nannte man in Marseille das mittelalterliche Viertel um den alten Hafen. Juden, Korsen und 20.000 Neapolitaner fanden in den engen Gassen ihre Heimat. Im Februar 1943 wurden alle in der Opération Sultan von Gendarmen des Vichy-Regimes und SS-Soldaten nach Fréjus ausgeschafft. Die Juden wurden darauf ins Konzentrationslager deportiert, alle anderen ihrem Schicksal überlassen. Darauf wurde der ganze Stadtteil dem Erdboden gleichgemacht, um ihn „ohne den Pöbel“ neu aufzubauen. Das Album beleuchtet das Leben der Neapolitaner in „La Petite Naples“, ihre Ängste und ihre Träume. Zum Auftakt rappen der Marseiller Akhenathon und der Neapolitaner Lucariello zu einer Tarantella. Zornig schreien sie sich die Gräueltaten auf Französisch und Neapolitanisch aus dem Leib. Ein cleverer Schachzug der Akkordeonistin und Sängerin Roberta Roman und ihrer Mitspielerinnen an Cello und Gitarre. So bleibt ihnen auf dem Album Raum, mit ausgewählten Gästen die im Stadtteil entstandenen Lieder zu singen. Da sind die Balladen voller Heimweh, aber auch der Tango mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in Argentinien. Gäste an Mandoline, Mandola, Bass und Percussion setzen zusätzliche Akzente. Ein hervorragendes Album mit Infos über die Hintergründe jedes Liedes.
Martin Steiner
0 Kommentare