Hoid – „Halt!“ Langsam, fast schleppend beginnt das Album – ein Klavier, eine Stimme. Gefühle, ein ganzes Album lang. Sibylle Kefer lotet die ganze Bandbreite aus: die innere Zerrissenheit, „tausend verschiedene Ängste“ und ihre Wut über all das Unsagbare dieser Welt. Daneben aber keimt auch – nicht ohne Ironie – eine ganz private Hoffnung auf, wenn sie Sachen wie „Es wird guat sei, ned das Gestan awa des Essen heit.“ singt. Man glaubt der Oberösterreicherin jedes Wort. So intensiv und einnehmend singen Liedermacherinnen und Liedermacher selten. Den größten Teil von Hoid hat sie wegen der Coronapandemie zu Hause eingespielt. Ihre Musikerfreunde und -freundinnen haben vom Heimstudio aus für gewisse Tracks Bassgitarre, Schlagzeug und Slidegitarre hinzugefügt. Das verleiht etwa dem Titelstück einen Indierock-Groove. Die Cellobegleitung der „Fenstabankal“-Trilogie umhüllt das nachdenkliche, warme Liebeslied mit einem kammermusikalischen Kleid. Und die Damen des Beschwerdechors Wien bringen das Outro der erdenschweren Ballade „Oa Zeit“ zum Fliegen. Auch wenn sich der Inhalt der Lieder für nichtösterreichische Ohren nicht sofort erschließt, lohnt es sich, für Hoid „innezuhoidn“.
Martin Steiner
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