Neues von den folker-Menschen

Unter die Schriftsteller gegangen

8. August 2025

Lesezeit: 2 Minute(n)

Viele kennen Reinhard „Pfeffi“ Ständer aus Hoyerswerda als folker-Autor oder unermüdlichen Hüter des Gundermann-Archivs in der Kulturfabrik seiner Heimatstadt. Der 75-Jährige ist nach wie vor äußerst umtriebig, und nachdem es im letzten Jahr einen Dokumentarfilm über ihn gab (siehe hier), offenbart er nun seine schriftstellerische Ader. Bisher vor allem für sachliche und fundierte Beiträge über die ostdeutsche Liedermacher- und Folkszene bekannt, geht er seit nunmehr 25 Jahren zudem seiner Leidenschaft für Literatur und Kurzgeschichten in der Hoyerswerdaer Autorengruppe Pegasus nach. In dieser Zeit entstanden achtzig Geschichten, dazu modernisierte Märchenadaptionen und Aphorismen, die er gerne auch bei Lesungen vorträgt.

Eine Auswahl der besten davon versammelt jetzt der selbst publizierte Band Aufbruch in die Prohikalypse – Kurzgeschichten, ganz ohne KI verfasst, worin Ständer in teils ironisch-satirischer Weise und mit einer guten Prise schwarzen Humors sowohl Autobiografisches verarbeitet als auch gerne mal seiner Fantasie freien Lauf lässt, etwa wenn er sich unter den Eindrücken der Coronamaßnahmen plötzlich im Jahr 2050 wiederfindet und seine Heimatstadt kaum wiedererkennt. Vieles beruht auf Dingen, die ihm tatsächlich zugestoßen sind und denen er fiktive Wendungen gibt, die manchmal skurril, manchmal plausibel wirken. Dabei wir manches schiefe Bild des DDR-Alltags zurechtgerückt, aber auch Unangenehmes nicht ausgelassen wie die erlebten Demütigungen als Arbeitsloser im Jobcenter. Alkohol fließt reichlich, sei es zur Feier von Ausgelassenheit oder zur Kompensation schwieriger Zeiten. Und Titel wie „Abstellgleis“, „Wie im falschen Film“ oder „Der Wolf und die sieben Geiseln“ geben einen ungefähren Eindruck davon, was die Leserschaft erwarten darf.

Ständer spart bei all dem nicht mit Kritik an den Ausgeburten der Digitalisierung und der daraus resultierenden sozialen Kälte und vermag es, Widersprüchlichkeiten im Kapitalismus aufzudecken, die ihn in manchem kaum von staatlichen Praktiken zu DDR-Zeiten unterscheiden lassen. Dabei wahrt er stets seinen Humor und ermuntert dazu, sich trotz allem nicht unterkriegen zu lassen und den eigenen Idealen treu zu bleiben. Allen, die etwas hinter die Kulissen ostdeutscher Alltagserfahrung blicken und sich dabei immer wieder auch ein Schmunzeln nicht verkneifen möchten, sei dieses Werk ans Herz gelegt – bestellbar über den Buchhandel unter der ISBN 978-3-819092-80-0.

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