„Listen, like this.“ Jette spielt das kleine Bruchstück Melodie noch einmal, aus der Gruppe erheben sich Klänge, teils selbstbewusst, teils verzögert, teils sauber, teils schräg. Blanche, eine der künstlerischen Mentorinnen, schaltet sich ein: „Let’s just loop this a couple of times.“ – „Lasst uns das mal in Schleife spielen.“ Nach ein paar Wiederholungen ist die Melodie klar, erhebt sich über die Gemäuer der Burgruine.
Text: Ronja Lutz
Hier handelt es sich um Ethno Germany, Teil des internationalen Projekts Ethno World der Jeunesses Musicales, gegründet nach dem Zweiten Weltkrieg zum Zweck der Völkerverständigung durch Musik. Seit über dreißig Jahren finden Ethnos statt, zuerst in Schweden und inzwischen auf allen Kontinenten der Erde. Alle sind nach dem gleichen Muster aufgebaut: Junge Menschen, meist im Alter von achtzehn bis dreißig Jahren, treffen sich für zehn Tage, bringen Musik aus einer Kultur mit, der sie sich verbunden fühlen, und erarbeiten daraus ein Programm. Dabei sind alle Beteiligten mal Teilnehmer, mal Lehrerin – es gibt keine Notenblätter, die Hierarchien sind flach. Die Mentoren und Mentorinnen stehen zur Seite, wenn es nötig ist, aber alle bringen sich ein, sei es durch eine Idee, ein Solo, einmal Dirigieren – das Endprodukt ist gemeinschaftlich.
Und doch ist jedes Camp ein Unikat. Eine Besonderheit bei Ethno Germany zum Beispiel ist, dass zusätzlich zur Musik auch Tanz ausgetauscht wird – parallel zu den Musizierenden erarbeitet eine Gruppe von Tänzerinnen und Tänzern eine Choreografie.
0 Kommentare