editorial folker #03-22

Liebe Leserinnen und Leser,
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22. August 2022

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Lesezeit: 2 Minute(n)

Liebe Leserinnen und Leser,

Ausgabe 145 erschien Ende Juli 2022, und es war die letzte des britischen Folkmagazins The Living Tradition. Mit Anstand und Ansage, denn das Ende wurde angekündigt und begründet. Dazu muss man wissen, dass The Living Tradition ein Familienunternehmen war. Vater Pete und Mutter Heather Heywood übernahmen von Schottland aus den geschäftlichen Part, Tochter Fiona lebte in Irland und zeichnete für den Inhalt verantwortlich. Fast dreißig Jahre lang war The Living Tradition eine zuverlässige Quelle hauptsächlich für die traditionelle Musik der anglophilen Welt, nicht zuletzt auch für mich, und nun ist diese Quelle versiegt.

Die Gründe waren wohl hauptsächlich zweierlei: zum einen das Alter (Eltern werden ja nicht jünger …), zum anderen – und das ganz besonders – die finanzielle Situation. Steigende Kosten allüberall, weniger Anzeigen wegen Corona, da schien es sinnvoll, organisiert, kontrolliert und vor allem selbstbestimmt das Ende einzuläuten, bevor man aus Schuldengründen dazu gezwungen würde. Und darauf schien die Situation hinauszulaufen, ähnlich wie bei den Kollegen von fRoots.

Also wieder ein Magazin weniger. Ist das nicht eigentlich egal? Findet man all die Infos nicht sowieso auch irgendwo im Netz? Oder anders gefragt (und auch das klang bei den Kollegen von The Living Tradition an), quasi im Vorgriff auf den Schwerpunkt unserer kommenden Dezember-Ausgabe: Welche Existenzberechtigung hat eigentlich eine Fachzeitschrift wie der folker in Papierform im digitalen Zeitalter?

Natürlich findet sich (fast) alles irgendwo im Internet, aber die Betonung liegt auf „irgendwo“, und „alles“ basiert auf Eigeninitiative. Interessierte müssen suchen und wissen, wo sie zu suchen haben. Ein Magazin dagegen kann gebündelt präsentieren, ein zuverlässiges Begleitinstrument und vor allem ein Wegweiser sein, der mit jeder Ausgabe auf neue interessante Projekte und Aspekte hinweist. Nicht alles kann alle interessieren, das wissen wir, aber die Leserschaft muss sich generell auf die Infos und Bewertungen aus dem Hause folker verlassen können.

An diese Rolle eines Fachmagazins glauben Verlag und Redaktion weiterhin, und für diejenigen unter euch, die das Internet dem Papier vorziehen, haben wir das ambitionierte Portal folker.world geschaffen. Da gibt es die Inhalte des Papier-folker (übrigens auch auf Englisch!) und noch so einige Extras wie Videolinks oder die direkte Kommunikationsmöglichkeit mit der Redaktion. Beides, Papier ebenso wie Portal, sind jedoch auf eure Unterstützung angewiesen, um die finanziellen Probleme von The Living Tradition zu vermeiden. Diese Probleme sind real, und sie sind auch unsere. Oder anders formuliert: Ihr seid natürlich die Guten, denn ihr habt bereits abonniert. Wir brauchen euch aber auch, um den Rest der Szene zu erreichen, denn wir alle müssen verstehen: folker und folker.world funktionieren nur, wenn alle Beteiligten, Betroffenen und Interessierten einsehen, dass alles ein Geben und Nehmen ist. Wir können die zuverlässigen Infos und Bewertungen nur liefern, wenn die Szene uns ihre Unterstützung in Form von Abos, Anzeigen und ähnlichem gibt. Im Klartext und unmissverständlich: Nur zum Beispiel (und es gibt viele Beispiele) den tollen Service von folkerkalender.de zu nutzen, ohne auch nur an ein Abo zu denken, funktioniert auf Dauer nicht, weil sonst nämlich irgendwann dieser kostenlose Service und alle anderen mangels Geld wie bei The Living Tradition wegfallen. Eigentlich logisch, oder?

Ehrliche und mahnende Worte, die euch aber nicht den Spaß an dieser folker-Ausgabe verderben sollten. Denn wir weisen in diesem Heft tatsächlich nach, dass die USA mehr als politische Unsäglichkeiten zu bieten haben.

 

Euer Herausgeber

Mike Kamp

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