Zurück in die Zukunft

Wie Rim Akandoh Jnr. und Amamere den Vintage-Highlife retten

9. Juni 2025

Lesezeit: 3 Minute(n)

Mit 48 Jahren gehört Rim Akandoh Jnr. einer Generation an, die zwar die Entstehung des Highlife nicht erlebt hat, aber noch mit Musikgrößen aus den Sechziger- und Siebzigerjahren wie Ebo Taylor und Paapa Yankson gespielt hat. Nun tritt er in die Fußstapfen seines Vaters, des Komponisten, Schlagzeugers und Sängers Mighty Rim Akandoh, der 1972 die Prince Sparrows Band gründete. Einzelheiten verriet der Junior im Interview.

Text: Christoph Schumacher

Seine Eltern kamen aus benachbarten Regionen im westlichen Teil Ghanas. Er und seine jüngere Schwester starteten beide mit Musik in der Kirche. Da seine Mutter Katholikin und der Vater Methodist war, wurde er zweimal getauft. In der Brigade Band der örtlichen Methodistengemeinde begann er schließlich mit dem Snare-Drum-Spielen. Zu Hause hörte er zu dieser Zeit fast ausschließlich Highlife-Musik; ab und zu auch mal James Brown oder Jimmy Cliff.

Die Trommeln blieben zuerst reine Leidenschaft, denn sein Vater verlangte von ihm, sich zum Elektroingenieur ausbilden zu lassen. Doch bereits auf der Beerdigung seines Vaters beschloss er, Profimusiker zu werden. Akandoh Jnr. spielte in verschiedenen Highlife-Bands, mit Musikern wie Jewel Ackah, Gyedu-Blay Ambolley oder Pat Thomas. Er wandte sich, wie schon sein Vater, dem Gitarren-Highlife alter Schule zu und begleitete viele Musikschaffende bei ihren Studiosessions und Plattenaufnahmen. In dieser Zeit entstanden zwei Alben mit der Ebo-Taylor-Band, mit der er fünf Jahre durch Europa tourte.

Im Vintage Highlife, wie er ihn bezeichnet, sieht Rim Akandoh Jnr. seine Zukunft. „Vor ein paar Jahren war Highlife tot. Ebo Taylor, Pat Thomas, Gyedu-Blay Ambolley und jetzt auch Santrofi machen das Genre wieder attraktiver. Die Leute mögen den Vintage-Highlife. Der Afrobeat hat auch seine Berechtigung, aber wir müssen zurück zu unseren Wurzeln“, versichert er. „Mit Amamere spielen wir den typischen Gitarrenbandstil – dass wir Bläser hinzufügen, ist ein Zugeständnis an die Moderne. Aber im Unterschied zu anderen Highlife-Bands bevorzugen wir immer noch den Gitarrenbandstil.“

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Rim Akandoh Jnr

Foto: Promo

Eine Besonderheit des Stils ist auch die Integration der Osoode-Musik, bei der es sich um Volksmusik der Fischer der ghanaischen Westküste handelt. Hier hat der Highlife Akandoh zufolge seinen Ursprung. In einer Art Freestyle-Medley wurde beim Einziehen der Boote mit einem langen Seil in Fante, der Sprache seines Vaters, gesungen. Bei den Aschantis in Ghana ist dieser Stil als Sikyi-Highlife bekannt, während man an der Westküste vom Osoode-Medley spricht. Auf dem Debüt Amameres singt Pat Thomas, der wie auch Ebo Taylor zur Volksgruppe der Fante gehört, den Song „Abenim“. Dieses Lied findet sich, wie viele andere auf dem Album auch, bereits auf Platten der Prince Sparrows Band.

Auf die Texte und deren Bedeutung angesprochen, lacht Rim Akandoh Jnr. – die Frage hört er nicht zum ersten Mal. „Die meisten Menschen in Ghana mögen Sprichwörter und Geschichten, in denen es um ihr Leben geht“, erzählt er. Wie die Musik entspringen also auch die Texte einer Art Tradition aus überlieferten Alltagsweisheiten und Ratschlägen. „In ‚Abenim‘ geht es um jemanden, der sich im ganzen Universum auskennt und sogar weiß, was in der Zukunft passiert. Den Titelsong ‚Man Shall Be Free‘ hat schon mein Vater aufgenommen. Er schrieb, jeder Mensch sei frei, wenn es um die wahre Liebe geht. Du fühlst dich glücklich und frei und musst niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen. Im Lied. ‚Hwe Wo Ho Yie‘ heißt es: ‚Mensch, achte auf dein Handeln in dieser Welt.‘ Thema ist hier unser Lebensstil.“

Außer dem Schlagzeuger und Sänger Rim Akandoh Jnr. gehören zur Amamere Band der Keyboarder Michael Awuni, der Trompeter Emmanuel Adjei, der Saxofonist Daniel Yiadom Adarkwa, der Percussionist Dominic Ansah, der Bassist John Mensah, der Gitarrist Eric Aseidu Agyekum sowie der Sänger John Hakeem. Bei den Aufnahmen zum Album in den Gracious Studios in Cape Coast in Ghana waren allerdings nicht alle von ihnen vertreten, dort halfen neben musikalischen Gästen einige Studiomusiker aus.

www.amamere.band

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Aktuelles Album:

Anamere

Man Shall Be Free (Afro Urban Project/Broken Silence, 2025)

Aufmacherbild:

Amamere Band, Rim Akandoh in Rot in der Mitte

Foto: Promo

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