Klang. Schwingung. Resonanz.

Die Heilkraft der Musik

25. Februar 2025

Lesezeit: 2 Minute(n)

Es sind wirklich „good vibrations“ beziehungsweise „gute Schwingungen“, wie es der renommierte deutsch-amerikanisch-norwegische Professor Stefan Kölsch bereits 2019 in seinem gleichnamigen, bahnbrechenden Buch darlegte. Die Musik halte fit und mache gesund, und zwar auf allen Ebenen, postuliert der Psychologe, Neurowissenschaftler und passionierte Violinist. Laut seiner umfassenden Forschung steigert die Musik etwa kognitive Leistungen, fördert die Selbständigkeit im Alltag, beugt Depressionen vor, verlangsamt das Altern und kann Demenz aufhalten. Meist profitierten Amateurmusikschaffende davon sogar mehr als Profis, die unter großem Leistungsdruck stehen.

„Die Amateurmusik ist nach dem Sport die zweitgrößte Kulturbewegung in der Zivilgesellschaft, die aber oft finanziell nicht ausreichend unterstützt wird“, sagt Theresa Demandt, Geschäftsführerin des Bundesmusikverbands Chor & Orchester. Rund 14,3 Millionen Menschen in Deutschland machen in ihrer Freizeit Musik, sagt sie. „Und hierbei leisten die Vereine vor allem für Kinder und Jugendliche ganz wichtige Arbeit in puncto Gesundheitsförderung, Demokratiestärkung und musikalischer Grundausbildung“, so Demandt. Gerade in Fragen der Gesundheit sieht sie drei wesentliche Vorzüge der Musik: Erstens stärke Musikmachen das Immunsystem, den Umgang mit Emotionen sowie die eigene Ausdrucksfähigkeit. Zweitens fördere ein Instrument zu spielen oder zu singen die kognitiven Fähigkeiten in jedem Alter und würden das Lernen generell erleichtern. Und drittens entwickle gemeinsames Musizieren Kreativität, Empathie, Problemlösungsfähigkeit, Resilienz und Kommunikationsstärke.

Für die begeisterte Instrumentalistin und Sängerin ist daher etwa eine Musikprobe nicht nur Gesundheitsprävention, sie sollte eigentlich sogar eine bezahlte Leistung der Krankenkassen im Krankheitsfall sein. Im Gegensatz zu anderen Ländern, spielt die heilende Wirkung der Musik allerdings in der Politik hierzulande sowie in der öffentlichen Förderung kaum eine Rolle. So ist etwa die ambulante Musiktherapie keine Kassenleistung, obwohl zahlreiche Studien längst die positive Wirkung von Musik bei einer Vielzahl von Erkrankungen belegen.

Für den folker war das der Anstoß für eine tiefere Recherche. Mit dem Musiktherapie-Experten Lutz Neugebauer und der Generalsekretärin des Deutschen Musikrats Antje Valentin diskutierten wir die Frage, warum die heilende Kraft der Musik in der Öffentlichkeit so wenig Beachtung findet. Ganz konkret zeigen wir an den Beispielen der Musikschaffenden Sarah Straub und Martin Bischoff wie Musik etwa bei Demenz eingesetzt werden kann oder beim Verlust des Hörsinns hilft. Die Musikmanagerin Stefanie Schumann berichtet aus ihrem Alltag darüber, wie bedeutend die mentale Gesundheit in der Branche ist und wie sehr sie oft ignoriert wird. In einem weiteren Teil unseres Spezials widmen wir uns der Musiktherapie. Das Duo Fjarill und die Künstlerin Doro Heckelsmüller schildern, wie sie musiktherapeutisch arbeiten und welche Effekte das hat. Darüber hinaus geben wir einen faszinierenden Einblick in die Kunst des Instrumentenbauers Bernhard Deutz, der zahlreiche therapeutische Instrumente entwickelt hat. Ein absolutes Vorzeigebeispiel dafür, wie sehr Musik fit hält, ist der Hamburger Chor Heaven Can Wait. Voraussetzung für die Mitgliedschaft in dem populären Ensemble ist ein Mindestalter von siebzig Jahren. Der folker traf die Senioren und Seniorinnen hinter und auf der Bühne bei ihrem Konzert in Itzehoe, wo sie begeisternd die Kraft des Alters zelebrierten.

Und zum Abschluss haben wir eine Übersicht hilfreicher Anlaufstellen zusammengestellt, die zum einen Hilfsangebote für gesundheitlich betroffene Künstlerinnen und Künstlern anbieten und zum anderen einen Überblick geben zum Einsatz von Musik in der Therapie.

Klangwerkstatt Deutz in Berlin

Foto: Michaela Markovicova

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